Das adlige Gut Clüverswerder
Der Gebäudekomplex Clüverswerder liegt eingebettet in einer idyllischen Wasser- und Parklandschaft etwas 2 km südöstlich vom Achimer Ortsteil Uphusen unweit der Weser. An dieser Stelle befand sich ursprünglich ein mit Wassergräben gesicherter adeliger Gutshof, der zu den Besitzungen des in dieser Region ansässigen mächtigen Adelsgeschlechts der Clüver gehörte. Diese Adelsfamilie verfügte bereits um 1400 über umfangreiche Ländereien in Cluvenhagen, Baden, Sagehorn sowie Clüversborstel und stellte als einflussreiche Grundbesitzer seit Mitte des 15. Jahrhunderts 200 Jahre lang den Gohgrefen als höchsten Verwaltungsrepräsentanten des zum Erzbistum Bremen gehöhrenden Gohgerichtsbezirks Achim.
Das Familienwappen der Clüver zeigt auf goldenem Grund eine schwarze Bärenklaue, die auch in dem heutigen Wappen der Stadt Achim enthalten ist. Auf dieses Wappensymbol ist der Name „Clüverswerder“ zurückzuführen. Aus der ursprünglichen Bezeichnung der Bärenklaue als „de clawe“ hat sich durch mundartliche Veränderungen schließlich das Wort „Clüver“ ergeben, während „Werder“ ein eingedeichtes trockengelegtes und urbar gemachtes Land bezeichnet. Die nördlich des Gutes gelegenen umfangreichen Ländereinen der Clüver, die in früherer Zeit überwiegend von abhängigen Meierhöfen bewirtschaftet wurden, sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts veräußert.
Die Anfänge des adligen Gutes Clüverswerder verlieren sich im Dunkeln des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Nach den vorliegenden Erkenntnissen muss es sich bei dem lang gestreckten Gutshaus um ein typisches bäuerliches Fachwerkhaus mit Satteldach und Krüppelwalm gehandelt haben, das unweit von dem heutigen Haupthaus entfernt in südöstlicher Richtung lag. Das Haus mit einer Grundfläche von etwas 40 x 20 m besaß unten einen großen Saal mit Kamin, eine Küche und fünf Zimmer und oben im Dachgeschoss vier weitere Räume. Hinter dem Haus stand etwas abgesetzt ein kleines Gebäude, das wahrscheinlich als Backhaus diente. Die Zufahrt zum Gutshof erfolgte von Westen über den Nachbarhof Cyriacks. Erst mit dem Bau der neuen Straße im Jahre 1966 entfiel diese Zufahrt.
Nach dem Aussterben der Cluvenhagener Linie der Clüver um 1660 wechselte das adlige Gut oft den Besitzer, bis es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in das Eigentum des Bremer Kaufmanns und Senators Justin Iken überging. Dieser errichtete 1841 nordwestlich des alten Gutshauses das jetzige Hauptgebäude als Landsitz, wobei das zweigeschossige Haus zunächst mit einem Flachdach als Dachterrasse versehen war. Bald darauf ließ er das alte Gutshaus abreißen, so dass von dem alten Gebäude heute nichts mehr erhalten und zu sehen ist. Das Wappen über dem Eingang des Hauptgebäudes stellt das Familienwappen der bekannten Bremer Kaufmannsfamilie Duckwitz da, die das Anwesen bis zum ersten Weltkrieg in ihrem Besitz hatte und das Hauptgebäude mit dem markanten Walmdach versah.
Auch in der Folgezeit fand ein häufiger Eigentümerwechsel zwischen Bremer Kaufleuten statt, bis der Landkreis Verden im Jahre 1950 den Landsitz Clüverswerder erwarb. Kurz darauf richtete der Landkreis in den beiden vorhandenen Gebäuden (Haupt- und Hofmeierhaus) ein Kur- und Genesungsheim ein, das jedoch nach kurzer Zeit wieder geschlossen wurde. In den Folgejahren wurde das Gebäude dem Arbeitsamt für die Durchführung von Berufsbildungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Von 1960 bis 1973 nutzte der Landkreis Verden den Gebäudekomplex als Kreiskinderheim. In dieser Zeit entstanden die Verbindungs- und Erweiterungstrakte. Nach Schließung des Kreiskinderheims wurde der Landsitz Clüverswerder an die Lebenshilfe Achim verpachtet, die in den Gebäuden von 1974 bis 1985 eine Tagungsbildungsstätte für geistig behinderte Kinder und Jugendliche betrieb.
Im Jahr 1985 überließ der Landkreis Verden dem DRK-Kreisverband Verden die Nutzung des gesamten Anwesens Clüverswerder zur Errichtung einer Jugendfreizeitstätte, die nach Durchführung umfangreicher Umbaumaßnahmen im April 1986 unter der Bezeichnung „Jugendfreizeitstätte Clüverswerder“ ihren Betrieb aufnahm und Jugendgruppen für ihre Arbeit zur Verfügung stand. Von 2015 bis in das Jahr 2017 diente Clüverswerder der zeitweisen Unterbringung von geflüchteten Personen.
Eine Zusammenstellung der Historie mit dem Titel "Das adeliche Gut Clüverswerder" von Ulrich Budler aus Achim ist hier herunterladbar (PDF - 33MB).